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Alexander Pohl - Bilder & Objekte - Städtische Galerie Dortmund 2015

Einladung - Plakat - Presse - Einführung von Simone Rikeit - Ausstellungsraum - Eröffnung - Film

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Ruhrnachrichten, Freitag, 31. Juli 2015

Ars Tremonia - Dortmunder Kultur Blog

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Ausstellungseröffnung: Alexander Pohl, Bilder & Objekte, 02.08.2015,
Städtische Galerie Dortmund, Torhaus Rombergpark

Für die kommenden drei Wochen zeigt der Dortmunder Maler, Grafiker und Fotograf Alexander Pohl hier in der Städtischen Galerie, dem Torhaus Rombergpark, Bilder und Objekte aus seinem über 20-jährigen Schaffen. Er lässt uns um seine „Raumstation“ kreisen, die er für diese Ausstellung gebaut und bestückt hat.

Die Objektinstallation setzt sich aus Fundstücken, Mutiples, Readymades und Schubladenobjekten zusammen. Es sind Dinge, mit denen Alexander Pohl lebt und arbeitet, wie der „A&S Heizlüfter“, oder Dinge, die ihn gefunden haben und die noch darauf warten, in das gesamtkünstlerische Oevre eingebaut zu werden. Es sind aber auch künstlerische Arbeiten, deren Gestalt oder Materialität sich in der Ausstellung wiederfinden, wie im Falle der Schubladenobjekte „Schildkröte“ und „Rakete“. In der „Raumstation“ zeigt sich ein Materialfundus, der als Ideen- und Impulsgeber dienen mag und gleichzeitig auf eine ganz grundsätzliche Arbeitsweise Pohls verweist, das Arbeiten mit Alltagsmaterialien, Abgestelltem und sonst Weggeworfenem, wie zum Beispiel den Verpackungen von technischen Geräten oder handgeschreinerten Schubladen, die auf dem Sperrmüll landeten. Alltägliches unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft. Wichtiges Marketinginstrument für den Konsum ist gemeinbekannt die Werbung. Und so spielt Alexander Pohl mit seiner gerahmten Textarbeit „Telecult Power“ mit aus dem Kontext entnommenen Werbeversprechungen, führt sie ins Absurde und fragt „Stimmt es wirklich, daß das erstaunliche Geheimnis von TELECULT POWER Ihnen automatisch alles bringt, was Sie sich wünschen?“ Ebenfalls in der „Raumstation“ befindet sich mit „TV als Chance“ eine kleine Hommage an Joseph Beuys. Das Fotostill stammt aus der 1970 enstandenen Videoaufzeichnung der Aktion „Filz-TV“, in der dieser einen Fernsehmonitor mit einem Filzstück verdeckt und nur den Ton laufen läßt, "doch wenn das Bild fehlt, wird der Ton absurd.", so Beuys selbst. Um die „Raumstation“ kreisen schwebend zwei Satelliten, die wie die Basis selbst in diesem Jahr entstanden sind. Der „HI HO Silver Satelit I“ und „II“ schweben in der Luft hängend über einem weißen Podest, das seiner tragenden Funktion enthoben ist, aber die Wertigkeit der Objekte als Kunst hervorhebt. Die an die Formensprache des spanischen Bildhauers Eduardo Chillida erinnernden Objekte sind aus Styroporverpackungen entstanden und bekommen durch die silberne Farbe eine fast bleierne Schwere.

Folgen wir den Verpackungsmaterialien, so sehen wir unter anderem das Titelobjekt der Ausstellung: „Termessos“. Ebenfalls als Schubladenobjekt konzipiert, baute Alexander Pohl nach einer Reise in die türkische Stadt einen erinnerten und gefühlten Ausschnitt ihres Stadtplans nach. Die Stadt ist geprägt durch historische Verteidigungsringe, Stadtmauern, Tempeln und einem Amphitheater. Speziell dieses Objekt ist mit floureszierender Farbe bearbeitet, so dass es bei Schwarzlicht leuchten würde. Solch informell anmutende, imaginierte Stadtpläne wie „Termessos“ finden sich auch auf der grossformatigsten Arbeit dieser Ausstellung „Belfort“ und den Bildern „Cernay“, „Besancon“ und „Eguisheim“ aus den Jahren 2011-2013 wieder. Charakteristsich für die elsässische Stadt Eguisheim sind die um den Kern kreisenden Ringstraßen und Befestigungsanlagen, die auch hier in Pohls Erinnerung in der oberen rechten Ecke des Bildes Eingang gefunden haben. Die „imaginären Stadtpläne“ stehen den „driven drawings“ Alexander Pohls, also den detailgenauen Zeichnungen nach GPS-Daten diametral entgegen.

Finden sich in der „Raumstation“ schon einige Gegenstände, mit denen Pohl lebt, wird es mit der Installation „Die Beine meiner Mutter“ noch persönlicher. Auf einer Kiste ähnlich einem Sockel, stehen abgeschnittene Beine mit Nylonstrümpfen und Schuhen bekleidet. Darauf eine Kiste mit orangegefärbten ansonsten trockenen Brotscheiben. Die Kiste ist beklebt mit einem Foto, einem Schriftstück und einem Papier mit Briefmarkenabbildungen. Bei dem Schriftstück handelt es sich um dem Flüchtlingsausweis der Mutter, die 1944 aus Danzig geflohen und nach Dortmund gekommen war. Die Briefmarken mit dem Portrait Adolf Hitlers und dem markaberen Spruch "Wer ein Volk retten will, kann nur heroisch denken" wurden im April 1937 von der Deutschen Reichspost anlässlich des 48. Geburtstags des NS-Diktators verausgabt. Das Foto zeigt Alexander Pohl als kleinen Jungen. Der Titel ist durchaus wörtlich zu nehmen. Die Beine der mittlerweile verstorbenen Mutter sind maßgefertigte Protesen, die allerdings nicht mehr getragen werden konnten. Sie wurden aufgrund von Spätschäden der Kriegskindheit und Jugend notwendig, die durch Unterernährung und Bombenangriffe geprägt sind und durch die orangegefärbten Brotscheiben angedeutet werden.

Ist Pohl selbst durch das Kinderfoto in seiner Ausstellung vertreten, bezieht sich die Installation „ICH“ aus dem Jahr 2010 ein weiteres Mal auf ihn selbst. Der Soldatenhelm, die Erste-Hilfe-Tasche des Roten Kreuzes und die Flagge mit der Aufschrift „Ich“ hängen sonst so im Atelier des Künstlers. Wer bei „Let me entertain you“ an Robbie Williams Hit von 1997 denkt, wird hier zeitlich noch weiter zurückverwiesen. Unter gleichnamigem Titel zeigt sich hier eine mit Acryl bearbeitete Leinwand vor einer Spieluhr, die ein Lied von Elvis Presley instrumental zum Besten gibt. Vielleicht hören Sie welches es ist? Ob Lavagestein von den Kanarischen Inseln als Malmaterial, eine runde Tischplatte als Rahmenform, eine Schublade als Objektkastenrahmung einer der roten Fäden, der sich durch Alexander Pohls Arbeiten zieht, ist die Verwendung von Fundstücken aus dem älltglichen Leben. Inspirieren ließ sich er hier durch den Gelsenkirchener Künstler Rolf Glasmeier, der Pohl ein langjähriger Freund war. Glasmeier hatte in den 1960er Jahren mit seinen Kaufhaus-Objekten die Arbeit mit Konsum- und Alltagsgegenständen aufgegriffen und mit im Kunstkontext etabliert. Ein weiterer roter Faden zeigt sich im Aufgreifen zeichenhaft wirkender geometrischer Formen, wie sie in dem frühen Bild „Grau“ (1995) und dem vor vier Jahren entstandenen Bild „Besancon“ beispielhaft zu sehen sind. Auch die Überwindung des Zweidimensionalen im formalen Sinne bei den Objekten und im imaginären Sinne bei den „imaginären Stadtplänen“ kann als Kontinuum in Pohls Wirken gesehen werden. Seine Objekte und Bilder nähern sich stilistisch mal dem Minimal, mal dem Informel, mal dem Konstruktiven an. Sie sind mitunter sehr persönlich und biografisch aber auch historisch.

Und so möchte ich den offiziellen Teil der Eröffnung abschließen und Ihnen beim Betrachten der Bilder und Objekte von Alexander Pohl viele gute Eindrücke und Anregungen wünschen.

Simone Rikeit M.A.

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